»Wer ändert
schon gerne
sein Logo?«
Ein Gespräch mit
Prof. Dr. med. Dr. phil. Torsten Haferlach, Geschäftsführer MLL Münchner Leukämielabor
Was Marke bedeutet und wie man sie einsetzt, wie man in Krisen Lösungen findet, wie man Fachleute zu einem gemeinsamen und funktionierenden Ergebnis führt, und warum wir ihn zu Tränen gerührt haben.
KMS TEAM:
Was war der Auslöser für Sie, sich an uns zu wenden?
Die Antwort ist auf den ersten Blick sehr banal: Wir dachten, wir bräuchten eine neue Website. Unsere Website war 10 Jahre alt und es gab mittlerweile weit bessere Architekturen als die unserer Seite. Die Idee, dass wir eigentlich das Ganze auffrischen müssen, kam ehrlich gesagt primär von Ihnen. Und es ist gar nicht so banal, auf diese Idee positiv einzugehen, denn wer ändert schon gerne sein Logo?
Aber mir war dann schnell klar, dass es einen Versuch wert ist. Es waren dann Wochen bzw. Monate, in denen wir an diesem Prozess gearbeitet haben. Im Prozess des Nachdenkens wurde klar, dass das neue CI/CD viel wichtiger war als eine neue Architektur für die Website. Eigentlich war der Prozess falsch angefangen, aber dann auch wieder richtig, weil man am Anfang so einer Fragestellung gar nicht so weit denkt.
Marke und Medizin. Wie passt das für Sie zusammen?
Wir haben auch vorher darauf einen Blick gehabt und haben sehr früh, schon 2005 als wir eröffnet haben, die Marke MLL in Deutschland, Europe und den USA angemeldet. Kein Mensch meldet sonst seine Praxis an, wenn er sich niederlässt und auch die Websites sind meist mit drei Klicks zu Ende. Das ist die Welt, aus der wir kommen. Es war auch sehr hilfreich, dass wir damals schon ein Logo hatten. Aber der Findungsprozess, wenn ich das erste CI & CD vergleiche mit dem, was wir mit Ihnen gemacht haben, steht im Verhältnis 1:100.
2005 war das spektakulär, was wir gemacht haben, aber eben nicht mehr 2015. Wir hatten damals schon das Gefühl, dass das Thema wichtig ist. Wir haben gesehen, dass wir mit der Zeit von einem Namen zu einer Marke geworden waren. Aber das, was damals da war, ist im Vergleich zu dem, was heute existiert und vor allem was wir heute von dem Thema Marke verstehen, mit Sicherheit das 10fache. Uns ist viel, viel deutlicher geworden, was Marke bedeutet und wie man sie einsetzen kann.
Können Sie den Moment beschreiben, als Sie das Markenmanifest zum ersten Mal gesehen haben?
Wir haben gefremdelt damit. Wie bei vielem Neuen, mussten wir erstmal lernen. Sie kamen mit 2-3 Vorschlägen und einer präferierten Variante, die Sie sich aus gutem Grund erarbeitet hatten. Man sieht sich das alles erstmal ganz neutral an. Dass Sie das, was wir jetzt am Ende gemacht haben, präferiert haben, das haben wir schnell verstanden. Aber Sie hatten darüber vier Wochen nachgedacht, wir hatten darüber vier Minuten nachgedacht. Als wir es dann verinnerlicht hatten, war es logisch, dass es so sein muss. Jetzt bekommen wir von allen Seiten Lob dafür. Und Sie gewinnen Preise.
Kooperation hat ein herausragendes Erscheinungsbild entstehen lassen. Dies ist selten und bildet eine ideale Voraussetzung für einen Grand Prix des Deutschen Design Preises, der nicht nur die kreative Exzellenz, sondern auch den Mut der Unternehmen zu wegweisenden Marken(re)launches honoriert. Mehr davon!
Ich habe gelernt, wie man mit Prozessen im künstlerischen, innovativen, kreativen Bereich umgeht und wie am Ende nicht nur Gerede entsteht, sondern ein Ergebnis, das sich mehr als sehen lassen kann und funktioniert.
Was hat sich für Sie, für MLL und die Mitarbeiter / Mitarbeiterinnen durch die neue Markenidentität und des neue Corporate Design verändert?
Der Rollout und gleichzeitig die Eröffnung unseres neuen Moduls (Gebäudes) war ja ein Doppelschlag. Das ist einmalig, so ähnlich wie heiraten. Es war ganz klar, dass sich das in den Köpfen der Leute einprägt. Es hat natürlich einige Wochen gedauert, bis sich dann alle von dem Alten gelöst haben. Aber dass nun jeder den Prozess versteht, wie eine Marke entsteht – das haben Sie uns präsentiert und da haben wir ganz viel gelernt.
Dass man soweit in die Bereiche eindringt, in denen Sie sich auskennen, ist einem sonst nicht möglich. Es hat sich automatisch durch den Lernprozess etwas verändert und wie wir das Gelernte jetzt an jeder Stelle verwenden, dadurch hat sich ein vollkommen anderes Markenverständnis für uns alle ergeben.
Wissen, Mut und Verantwortung sind Ihre Markenwerte. Heute scheuen sich viele davor, Verantwortung zu übernehmen. Bei der Leukämiediagnostik geht es um Leben und Tod. Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?
Da können wir gleich auf die aktuelle Situation eingehen: Wie geht ein Arzt mit der Verantwortung um, zu entscheiden, wer beatmet wird und wer nicht? Das ist schwierig, aber wenn man das nicht könnte, dann könnte man den Beruf des Arztes nur wenige Wochen ausüben.
Jeder, der diese Verantwortung in unserem Bereich hat, muss lernen damit umzugehen. Ich bin seit 36 Jahren als Arzt tätig in der Hämatologie und Onkologie, also mit Sterbenden oder potentiell sterbenden Patienten. Ich kann damit umgehen, da ich bestimmte Mechanismen gelernt habe: sich mit Empathie auf jeden einzelnen einzulassen, aber dann auch wieder gehen zu lassen.
Verantwortung leben wir hier täglich. Das ist eine Frage der Übung und ob man dafür geeignet ist. Wenn ich am Mikroskop sitze, muss ich sagen, das ist eine Leukämie und das ist keine. Jemand der einen ICE durch Deutschland steuert, hat ja auch eine hohe Verantwortung.
Solange man noch in der Lage ist, Ziele zu definieren, kann man auch an Lösungen arbeiten.
Aus aktuellem Anlass: Wie gehen Sie mit Krisen um?
Indem wir uns fragen, welches Ziel dürfen wir nicht auf den Augen verlieren? Solange man noch in der Lage ist, Ziele zu definieren, kann man auch an Lösungen arbeiten. Manchmal findet man keine Lösung oder nur eine unbefriedigende oder eine schlechte.
Mit Krisen umgehen bedeutet, dass wir sehr intensiv miteinander kommunizieren. Wir haben zum Beispiel im Moment jeden Morgen um 7.30h eine Geschäftsführer-besprechung. Wir geben eine Mail an unsere Mitarbeiter raus, wie wir den aktuellen Tag sehen, wir arbeiten Fake News entgegen, wir geben Briefings zum Coronavirus. Es geht immer nur darum, Lösungen für Krisen zu finden und das müssen wir können, sonst machen wir etwas falsch.
Sie haben Medizin und Germanistik studiert. War die Medizin erst im zweiten Schritt Ihre Berufung?
Parallel zu den ersten sechs Jahren meiner ärztlichen Tätigkeit in Vollzeit im Krankenhaus habe ich Germanistik studiert. Für mich ging es nie um A oder B. Es ging immer nur um und. Jetzt wird es privat: Einer meiner Lehrer, den ich sehr gut fand, hat mir dringend vom Medizinstudium abgeraten und gesagt, dass es mich dümmer machen würde und ich sollte lieber Germanistik oder Philosophie studieren.
Ich fand aber Medizin aus privaten Gründen besser und weil ich damals sehr krank war. Ich hatte mich für beides parallel an der Uni beworben, habe dann aber zunächst den Platz für Medizin bekommen. Es waren zwei Beine, auf denen ich stehen wollte, weil sie sich aus meiner Sicht sehr gut ergänzen.
Wir haben viel von Ihnen gelernt, z.B. was der Wille zu absoluter Exzellenz, Mut, Schnelligkeit und Entscheidungsfreude in einem Unternehmen alles bewirken können. Haben Sie etwas von uns gelernt?
Natürlich, denn das, was Sie alles können, kann ich ungefähr genau gar nicht. Ich habe zwar gewisse Ideen, aber die dann umzusetzen, oder mal out of the box zu denken, das kann ich nicht. Ich kann zum Beispiel auch überhaupt gar nicht zeichnen – singen kann ich.
Ich habe extrem viel von Ihnen gelernt: wie man mit modernen Medien umgeht, wie man mit Design umgeht, wie man mit Entwicklung im Team umgeht, um verschiedene Fachleute zu einem gemeinsamen Ergebnis zu führen. Es war extrem hilfreich, so intensiv zu erleben, wie Sie zusammenarbeiten und wie daraus etwas Künstlerisches entsteht.
Ich habe gelernt, wie man mit Prozessen im künstlerischen, innovativen, kreativen Bereich umgeht und wie am Ende nicht nur Gerede entsteht, sondern ein Ergebnis, das sich mehr als sehen lassen kann.
Drei Worte, um die Zusammenarbeit mit unserem TEAM zu beschreiben.
Das was mich total und sogar zu Tränen gerührt hat, war, wie Sie nach den Interviews bei uns das MLL in seinem Kern beschrieben haben und welche Markenwerte Sie daraus abgeleitet haben.
Es hat mich fasziniert, wie Sie das hinbekommen haben. Sie haben mir ja nicht nach dem Mund geredet, sondern Sie haben auf einer Metaebene etwas herausgefühlt, gelesen, gearbeitet – das ist ja harte Arbeit – was ich so noch nicht verstanden hatte.
Es hat sich automatisch durch den Lernprozess etwas verändert und wie wir das Gelernte jetzt an jeder Stelle verwenden, dadurch hat sich ein vollkommen anderes Markenverständnis für uns alle ergeben.
Das war extrem innovativ, analytisch und positiv. Sie haben uns nie etwas vorgeschrieben, aber haben uns in bestimmter Richtung beraten. Das Ergebnis und wie wir dorthin gekommen sind, waren super. Und das sage ich nicht nur so, weil wir hier sprechen, sondern das ist der Eindruck von all den Leuten, die mit dem Ergebnis täglich leben dürfen.